Elsbeth Bihlers traditionelle Weihnachtsbotschaft

Kennt Ihr das auch noch?
Als wir Kinder waren, wurde uns die leere Krippe gezeigt mit dem Hinweis:: Ihr müsst die Krippe mit Euren Strohhalmen füllen.
Immer, wenn Ihr etwas Gutes getan habt, dürft Ihr einen Strohhalm in die leere Krippe legen…in der Hoffnung, dass bis
Weihnachten die Krippe so gut gefüllt ist, dass das Jesuskind schön weich darin liegt.
Daran wurde ich erinnert, als ich die leere Krippe im Stall der Villigster Kirche sah. Eine Gruppe Erwachsener baut dort mit
Unterstützung der Kinder bereits am 1. Advent die Krippe auf. Alle sind da— die Könige sind unterwegs, der Engel verkündet
Maria die Geburt des Gotteskindes, die Hirten hüten ihre Schafe am Lagerfeuer, im Stall liegen Ochs und Esel vor der leeren Krippe… klar, das Jesuskind kommt ja erst Weihnachten.
Dann brachte jemand den Stern von Bethlehem, um ihn über der Krippe zu befestigen und mein erster Gedanke war: Halt, stopp, der gehört doch jetzt noch nicht hierhin. Bis ich dann dachte: Na ja, lass man, wieso denn nicht? Die leere Krippe und der Weihnachtsstern – ein seltsames Bild. Und dann dachte ich wieder an die Strohhalme—was, wenn es nicht die guten Taten sind, sondern wenn die Strohhalme in der Krippe stellvertretend da liegen für all das, was uns in unserem Leben belastet und schwerfällt?
Die Krippe steht doch für die Armut und die Not, in die Jesus hinein geboren wurde. Und mir fielen die vielen Menschen ein, denen ich in diesem Jahr begegnet bin in ihrer Not und in ihrer Trauer—der Tod eines geliebten Menschen, Trennungsgeschichten—die Not der Eltern und Kinder, die Last des Alters und der Krankheit bis hin zu den Sorgen, die wir uns alle um den Frieden in der Welt und den Erhalt der Schöpfung machen—das alles können wir hineinlegen in die Krippe und Ihm überlassen, der alles mit uns trägt.
Jesus Christus, unser Erlöser, unser Gott, der uns in unserem Elend eben nicht allein lässt sondern unser Leben teilt in all seinen Leiden und Freuden. Und wenn wir unsere Sorgen und Nöte in die Krippe legen, dann ist das keine sofortige Lösung für unsere Probleme, aber wir dürfen gewiss sein: da ist einer, der mit uns trägt.
Das gibt Hoffnung—und dafür steht der Stern über der leeren Krippe.
Der Stern – das Hoffnungszeichen, der Wegweiser, der uns zu ihm führt…
Und dann ist er gerade dort richtig über der leeren Krippe, angefüllt mit allem, was uns belastet.
Und da hinein wird Jesus geboren …
Hier ein kleiner Auszug aus einem Gespräch zwischen Ochs und Esel an der Krippe:
Sagt der Esel:
Weißt du was, Bruder Ochse?
Manchmal bin ich froh, dass ich kein Mensch bin.
Darauf der Ochse:
Da hast du recht.
Viele Menschen erkennen das Wichtigste und ihre wahren Freunde nicht mehr so
leicht.
Esel:
Und dann sammeln sie so viele Dinge an,
die sie gar nicht brauchen.
Sie laden sich selbst viel Ballast auf
und geben ihn manchmal sogar an andere weiter.
Das ist für alle ganz schön anstrengend.
Ochse:
Meinst du, das Kind in der Krippe wird später auch so sein?
Esel:
Nein.
Er wird es machen wie wir:
Er wird die Lasten der Menschen mittragen.
Aus Liebe.

In diesem Sinne lasst uns auch gegenseitig helfen, unsere Lasten zu tragen!
Dann kann Weihnachten werden.
Frohe und gesegnete
Weihnachten
und ein gutes Jahr 2026!

 

Elsbeth Bihler war über drei Jahrzehnte Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Marien. Heute wirkt sie im Unruhestand in der FamilienKirche und beim Reitverein Sonnenregen aktiv mit.